Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Justiz und Gleichstellung
Volksentscheid ins Grundgesetz -
Schwerpunkte sozialdemokratischer Rechtspolitik sind Handlungsgrundlage für die
kommenden Jahre
25.11.2010, Magdeburg – 101
- Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz
Ministerium der Justiz - Pressemitteilung Nr.: 101/10
Ministerium der Justiz -
Pressemitteilung Nr.: 101/10
Magdeburg, den 25. November 2010
Volksentscheid ins Grundgesetz -
Schwerpunkte sozialdemokratischer Rechtspolitik sind Handlungsgrundlage für die
kommenden Jahre
Berlin (MJ) . Die Bereiche Wirtschaftsverantwortung, Datenschutz,
Verhinderung von Jugendkriminalität, Umsetzung der europäischen
Bürgerinitiative und Verankerung des Volksentscheids im Grundgesetz sowie eine
bürgerfreundliche Justiz sind die Schwerpunkte sozialdemokratischer
Rechtspolitik. Darauf haben sich die Justizministerinnen und Justizminister,
Justizsenatorinnen und Justizsenatoren der SPD in den Ländern, darunter Prof.
Dr. Angela Kolb, gemeinsam mit den SPD-Abgeordneten im Rechtsausschuss des Bundestages
und mit den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristen
verständigt.
¿Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Vertrauen der
Bürgerinnen und Bürger in die Verlässlichkeit der marktwirtschaftlichen
Steuerungsmechanismen nachhaltig gestört. Staatliche Rettungspakete und
Staatsbürgschaften sowie Boni für Manager, die Milliardenverluste
erwirtschaftet haben, werden als ungerecht empfunden und schaden der Akzeptanz
des Rechtsstaates. Sozialdemokratische Rechtspolitik steht dafür, das Vertrauen
in den Rechtsstaat wiederherzustellen¿, so die sozialdemokratischen
Rechtspolitiker.
Sie erklären weiter: ¿Aktuelle wirtschaftliche und
gesellschaftliche Entwicklung wie auch die Erfahrungen in den vergangenen
Jahren zeigen, dass Deregulierung der falsche Weg ist. Viele Bereiche bedürfen
einer gesetzgeberischen Regelung bzw. Anpassung. Sozialdemokratische
Rechtspolitik will sich aktiv einbringen und mit gestalten sowohl in den
Ländern und im Bund als auch in Europa. Ein abgestimmtes rechtspolitisches
Vorgehen in den Ländern ist dabei wichtig. Die gemeinsam erarbeiteten
Schwerpunkte sozialdemokratischer Rechtspolitik bilden eine gute
Handlungsgrundlage für die nächsten Jahre.¿
Wirtschaftsverantwortung
Die Justizressortchefs der Länder setzen sich für eine
umfassende Finanzmarktregulierung ein. Die Managerverantwortung soll ausgebaut
und der Schutz der Verbraucher gegenüber hochspekulativen Finanzprodukten gestärkt
werden. Wirtschaftskriminalität gilt es nach einheitlichen europäischen
Standards konsequent und wirkungsvoll zu bekämpfen.
Datenschutz
Moderner Datenschutz muss nach Ansicht der
sozialdemokratischen Rechtspolitiker die Freiheit des Einzelnen verteidigen,
selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten bestimmen zu
können. Dieser Grundsatz hat im privaten, wirtschaftlichen und öffentlichen
Bereich ebenso zu gelten wie im Arbeitsleben und in der virtuellen Welt des
Internets mit seinen technischen Vernetzungen und Gefahren. Die freie
Selbstbestimmung bei der Entfaltung der Persönlichkeit darf durch die
Bedingungen der modernen Datenverarbeitung nicht gefährdet werden. Dem
Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität
informationstechnischer Systeme und dem Schutz des Einzelnen vor dem heimlichen
Zugriff auf seine Daten muss voll Rechnung getragen werden. Maßstab für ein
Grundrecht auf Datenschutz sollte Artikel 8 der EU-Grundrechte-Charta sein.
Verhinderung von Jugendkriminalität
Durch behördenübergreifendes Handeln verhindern die
Rechtspolitiker konsequent die Kinder- und Jugenddelinquenz in den Ländern.
Hierbei ist insbesondere die Einbindung von Justiz, Polizei, Jugend- und Sozialbehörden,
Schulen und freien Trägern in ein effizientes System der Prävention und Intervention
erforderlich, das von der Früherkennung bei Auffälligkeiten im Kindesalter bis
zur Strafverfolgung reicht. Dazu zählen spezielle Konzepte für Intensiv- und
Schwellentäter bei der Bekämpfung der Gewaltkriminalität. Wesentlich sind zudem
die Verkürzung der Verfahrensdauer durch abgestimmte Zusammenarbeit der
Beteiligten sowie die Sicherstellung der Nach- und Resozialisierung im
Jugendstrafvollzug.
Volksentscheid ins Grundgesetz
Die direkte Bürgerbeteiligung führt zu einer lebendigen
Demokratie. Daher setzen sich die sozialdemokratischen Rechtspolitiker für eine
Aufnahme von Volksbegehren und Volksentscheiden in das Grundgesetz ein. Damit
zugleich die Mehrheitsentscheidung als zentrales Element der Demokratie gewahrt
bleibt, sollen diese an Mindestbeteiligungen (Quoren) gebunden sein. Angesichts
der immer größeren Bedeutung Europas für die Rechtspolitik begrüßen sie, dass
mit der Europäischen Bürgerinitiative im Lissabonner Vertrag ein erster Schritt
zur direkten Demokratie auf europäischer Ebene gegangen wurde. Es ist in beiden
Fällen bei der Ausgestaltung dieser Instrumente darauf zu achten, dass deren
effektive Handhabung ermöglicht und die verfassungsrechtlichen Vorgaben
eingehalten werden.
Bürgerfreundliche Justiz
Justiz folgt keinem Selbstzweck, sondern dient dem
Rechtsfrieden in der Gesellschaft. Die Rechtspolitiker wollen die
bürgerfreundliche Justiz durch eine verständliche Gesetzes- und
Verwaltungssprache stärken. Formen der einvernehmlichen Streitschlichtung
werden von ihnen gefördert. Die Möglichkeiten der elektronischen Informations-
und Kommunikationstechnologien sollen verstärkt und am Bedarf der Bürger
orientiert eingesetzt werden.
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