Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Justiz und Gleichstellung
Justiz stellt sich ihrer
NS-Vergangenheit
15.10.2008, Magdeburg – 67
- Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz
Ministerium der Justiz - Pressemitteilung Nr.: 067/08
Ministerium der Justiz -
Pressemitteilung Nr.: 067/08
Magdeburg, den 6. Oktober 2008
Justiz stellt sich ihrer
NS-Vergangenheit
Magdeburg (MJ). Erstmals wird in Gerichten in Sachsen-Anhalt eine Ausstellung gezeigt,
die sich intensiv mit der nationalsozialistischen Justizgeschichte in den
Regionen und Städten unseres Bundeslandes auseinandersetzt. Die Wanderausstellung
¿Justiz im Nationalsozialismus: Über
Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes¿ führt den Besuchern vor Augen, zu
welchen Exzessen die Justiz in einem totalitären System fähig sein kann.
Das
Ministerium der Justiz des Landes Sachsen-Anhalt, die Stiftung Gedenkstätten
Sachsen-Anhalt und die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
haben die in Niedersachsen konzipierte Wanderausstellung für die Präsentation
an fünf Standorten in Sachsen-Anhalt um eine Vielzahl regionaler und lokaler
Aspekte erweitert. Der Ausstellungszyklus wird durch die Stiftung niedersächsische
Gedenkstätten ¿ Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel ¿ mit vorbereitet und unterstützt.
Justizministerin
Professor Angela Kolb: ¿Sachsen-Anhalts Justiz stellt sich damit ihrer
Vergangenheit.¿ Die Ausstellung benennt Unrecht, gibt Opfern ein Gesicht und
zeigt, wie einzelne Richter und Staatsanwälte agierten.
Damit leistet die
Ausstellung einen Beitrag zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem
Rechtsextremismus und zur Entwicklung des Demokratiebewusstseins in der
Gesellschaft.
Unterstützt wird das
Projekt von einer Vielzahl regionaler Partner, von der Stiftung Rechtsstaat und
von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Sachsen-Anhalt, die den Druck
einer begleitenden sechsbändigen Katalogreihe ermöglicht.
Die Ausstellung wird an
folgenden Standorten präsentiert:
24. Oktober 2008 bis 16.
Januar 2009:
Landgericht Magdeburg
28. Januar bis 9. April
2009:
Landgericht Halle
23. April bis 7. August
2009:
Landgericht Dessau-Roßlau
20. August bis 9. Oktober 2009:
Landgericht Stendal
22. Oktober bis 18.
Dezember 2009:
Oberlandesgericht Naumburg
Die Kooperation zwischen Justizministerium, Stiftung
Gedenkstätten und Landeszentrale für politische Bildung hat ein sehr breit
angelegtes Ausstellungs- und Bildungsprojekt möglich gemacht, das an den
Ausstellungsorten von zahlreichen lokalen Partnern unterstützt wird. So werden
in Magdeburg gemeinsam mit dem Kultusministerium Schüler ausgebildet, um
Gleichaltrige durch die Ausstellung zu führen. In Stendal werden Schüler
Justizakten von Fällen aus der Region auswerten. In Dessau bereitet ein freier
Träger ein breites Bildungsprogramm vor, das die Ausstellungsphase flankieren
wird.
In der Vorbereitungsphase haben mehr als 100 Juristen,
Historiker und Vertreter von Vereinen und Verbänden landesweit auf Initiative
der Veranstalter über Monate gemeinsam geforscht und unter wissenschaftlicher
Leitung der Gedenkstätte ¿Roter Ochse¿ Halle (Saale) Lokalteile für die
einzelnen Ausstellungsorte sowie begleitende Angebote vorbereitet. Damit erhält
jeder der Ausstellungsstandorte ein eigenes Gesicht.
Blick in die Regionen:
Die Ausstellung ¿Justiz im Nationalsozialismus: Über
Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes¿ wurde von der Stiftung
Niedersächsische Gedenkstätten für das Niedersächsische Justizministerium
erarbeitet und ist mit viel Erfolg an Justizstandorten in Niedersachsen gezeigt
worden. Sie dokumentiert die Rolle der deutschen Justiz in den Jahren 1933 bis
1945 und zeigt, dass der NS-Staat die Rechtsordnung der Weimarer Republik in
ein Instrument zur Verfolgung und Ermordung von Menschen pervertierte.
Für fünf Ausstellungsstationen in Sachsen-Anhalt wurde und
wird sie unter wissenschaftlicher Leitung der Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle
(Saale) durch regionale Arbeitsgruppen ergänzt. Für die einzelnen Standorte
entstehen so Ausstellungstafeln und Begleitprogramme, die sich mit der
Justizgeschichte am konkreten Ort auseinander. Durch die ganz unterschiedlichen
Partner, die sich an dabei den einzelnen Orten engagieren, erhalten die
Ausstellungsstationen jeweils ein spezifisches Gesicht.
In Magdeburg wird die Ausstellung am Donnerstag,
23. Oktober, 15 Uhr im Landgericht eröffnet. Generalbundesanwältin Monika Harms
spricht über das Thema ¿Justiz im Nationalsozialismus ¿ Gedanken zur Rolle der
Justiz in einem totalitären System¿. Für die Öffentlichkeit ist die Ausstellung
ab 24. Oktober während der Öffnungszeiten des Landgerichts zugänglich.
Die Ausstellung hat im lokalen Teil einen klaren
Schwerpunkt: Zum 70. Jahrestag des Pogroms vom 9. November 1938 beschäftigen
sich mehrere Tafeln mit jüdischen Opfern und im Begleitprogramm wird in
Vorträgen unter anderem die Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Rechtsanwälte
aus Magdeburg beleuchtet. Außerdem sind Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer
sowie für Richter und Staatsanwälte. In der regionalen Vorbereitungsgruppe
haben sich Richter und Mitarbeiter des Justizministeriums ebenso engagiert, wie
Mitarbeiter des Kulturhistorischen Museums, der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft oder der ¿Aktion Stolpersteine¿.
Sponsoren ermöglichten, den Lokalteil der Ausstellung deutlich auszuweiten.
Für
Gruppen, insbesondere Schulklassen, werden Führungen angeboten (Kontakt unter
0391/606-2142, 606-2155 oder 606-2156).
In Halle unterstützt die Stadtverwaltung die
Ausstellung stark, Stadtmuseum und Stadtarchiv sind die regionale
Vorbereitungsgruppe eingebunden und werden zur Ausstellung Exponate aus ihren
Beständen beisteuern. Der Juristische Bereich der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg plant eine Fachtagung, die sich mit der Wechselwirkung
zwischen Rechtslehre und Rechtsprechung auseinander setzen wird. In der
regionalen Vorbereitungsgruppe sind neben Richtern und Staatsanwälten auch z.B.
Anwälte und Historiker lokaler Archive aktiv. Daneben engagiert sich der
juristische Bereich der Martin-Luther-Universität auch in dieser Runde.
In Dessau-Roßlau laufen Vorbereitungen für ein
breites begleitendes Bildungsprogramm, das ein freier Träger koordinieren will.
Der Verein ¿Tradition und Zukunft¿ will hier insbesondere mit Schulen
kooperieren. In der regionalen Vorbereitungsgruppe sind neben Juristen und
Historikern lokaler Archive zum Beispiel auch die
Moses-Mendelssohn-Gesellschaft und das Bauhaus aktiv.
In Stendal sind bereits jetzt Schulen intensiv in
die Vorbereitung der Ausstellung eingebunden. Mehrere Projekte werden
vorbereitet. Die regionale Arbeitsgruppe ist sehr breit besetzt und arbeitet in
mehreren Untergruppen, von denen eine allein Angebote für Schüler vorbereitet.
Neben zahlreichen Richtern und Staatsanwälten engagieren sich Vertreter des Landkreises,
der Stadt Stendal, verschiedener Museen der Region und Lehrer mehrerer Schulen.
In Naumburg wird die Ausstellung am Oberlandesgericht
ab Oktober 2009 Station machen. Hier formiert sich derzeit die Regionalgruppe.
Auch sie wird breit besetzt sein: Richter, Staatsanwälte, Stadtmuseum,
Stadtarchiv und Naumburger Bürger haben ihre Unterstützung und Mitarbeit
zugesagt. Einen Schwerpunkt soll die Zusammenarbeit mit Naumburger Schulen
bilden.
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