Menu
menu

Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Justiz und Gleichstellung

Hilfe, wenn das "Ja"
erzwungen werden soll

23.11.2011, Magdeburg – 62

  • Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz

 

 

 

 

 

Ministerium für Justiz und Gleichstellung - Pressemitteilung Nr.:

062/11

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ministerium für Justiz und

Gleichstellung - Pressemitteilung Nr.: 062/11

 

 

 

Magdeburg, den 23. November 2011

 

 

 

Hilfe, wenn das "Ja"

erzwungen werden soll

 

Magdeburg (MJ). Junge Frauen, die von Zwangsheirat bedroht oder betroffen

sind, sollen den Mut finden, sich an Beratungsstellen zu wenden. Darauf zielt

eine Info-Kampagne des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung und des

AWO-Landesverbandes zum ?Internationalen Tag der Gewalt an Frauen? ab. Kolb

sagte, wenn das ?Ja? erzwungen werden soll, seien junge Frauen in existentieller

Not. ?Es ist wichtig, dass sie dann wissen, dass es in Magdeburg Hilfe gibt.?

 

In Sachsen-Anhalt finden Betroffene bei der Fachstelle

?Vera? kompetente Ansprechpartner. Darauf weisen in diesen Tagen auch Plakate

in der Magdeburger Innenstadt hin. Auch an einer Straßenbahn prangt ein Banner.

?Wir wollen erreichen, dass die Betroffenen von der Hilfsmöglichkeit erfahren.

Und wir wollen Multiplikatoren wie Gleichstellungsbeauftragte, Lehrer und

Schulsozialarbeiter ansprechen?, sagten Gleichstellungsministerin Professor Angela

Kolb und Martin Höckmann, der Leiter der Fachstelle zum Start der Plakataktion.

?Auch in unserer Nachbarschaft gibt es Betroffene. Mädchen und junge Frauen

finden den Weg zu ?Vera?, aber die Dunkelziffer ist groß?, so Kolb und

Höckmann.

 

?Vera? arbeitet unter dem Dach des AWO Landesverbandes

Sachsen-Anhalt und wird durch das Ministerium gefördert. Für die

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht neben Beratung, die in einem geschützten

Raum und über das Internet angeboten wird, Öffentlichkeitsarbeit im Zentrum

ihres Engagements.

 

?Frauenhandel und Zwangsehe gehören zu den verabscheuungswürdigsten

Formen der Menschenrechtsverletzung. Es ist ein Gebot von Solidarität und

Menschenwürde, dass wir uns für jene Menschen stark machen, die sich allein

nicht gegen die Verletzung ihrer Rechte und persönlichen Integrität wehren

können. Wir dürfen nicht wegschauen. Wir tragen Verantwortung?, sagte Martin

Höckmann.

 

Kolb sagte, Opfer von Zwangsehen müssten oft mit Gewalt und gar Morddrohungen

rechnen, wenn sie ?Nein? sagen. Betroffen seien zumeist Migrantinnen, in deren

Familien stark traditionelle Geschlechterverhältnisse gelebt würden.

 

Die Fachstelle Vera wurde vor elf Jahren gegründet und ist

in dieser Form die einzige in Sachsen-Anhalt, die speziell von Menschenhandel

und Zwangsverheiratung betroffenen Frauen hilft. Über Unterstützung und Schutz

hinaus helfen die Sozialpädagoginnen bei sozial- und aufenthaltsrechtlichen

Fragen. Wenn Frauen den Mut aufbringen und im Gerichtsverfahren gegen ihre

Peiniger aussagen, übernimmt ?Vera? die Begleitung der Zeuginnen bis zur

Beendigung des Strafverfahrens.

 

?Vera? organisiert zudem die Zusammenarbeit mit Ausländerbehörden,

der Polizei und Justiz sowie mit Rechtsanwältinnen, mit Gesundheits- und Sozialämtern

sowie mit Psychologinnen. Zugleich werden Kontakte in das jeweilige Heimatland

der Frauen geknüpft.  Seit 2011 bietet ?Vera? auch professionelle Hilfe für

Betroffene von Zwangsheirat und Zwangsehe an und unterstützt Frauen, die ?im

Namen der Ehre? Gewalt erfahren. Darüber hinaus hat sich ?Vera? die

Präventionsarbeit auf ihre Fahnen geschrieben. Unter anderem mit Vorträgen in

Schulen sowie Plakataktionen soll die Bevölkerung informiert und aufgeklärt werden.

 

Hintergrund:

 

Zwangsheirat ist seit Mitte des

Jahres in Deutschland ein eigener Straftatbestand. Es wurde auch beschlossen,

dass Migranten, die wegen einer Zwangsheirat in Ausland verschleppt werden, bis

zu zehn Jahre lang ein Anrecht auf Rückkehr nach Deutschland haben.

 

Aus der vom

Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebenen Studie  ?Zwangsverheiratungen in

Deutschland? geht hervor, dass jedem vierten Befragten (27 Prozent) Waffengewalt

oder gar der Tod angedroht wurde. Zwei Drittel der Bedrohten oder Betroffenen

haben danach in den Familien Gewalt erfahren. Der nicht repräsentativen Studie

zufolge sind die meisten Opfer von Zwangsehen in Deutschland Muslime zwischen

18 und 21 Jahren mit meist stark religiösem Hintergrund. Erfasst wurden 3.443

Männer und Frauen, die im Jahr 2008 von Beratungsangeboten Gebrauch gemacht hatten.

Knapp die Hälfte (rund 40 Prozent) von ihnen war zu diesem Zeitpunkt

zwangsverheiratet, den anderen war mit Zwangsehe gedroht worden.

 

 

 

Impressum:

 

Ministerium für Justiz und

Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt

Pressestelle

Domplatz 2 - 4

39104 Magdeburg

Tel: (0391) 567-6235

Fax: (0391) 567-6187

Mail:

presse@mj.sachsen-anhalt.de

 

 

 

 

 

 

 

Impressum:
Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt
Pressestelle
Domplatz 2 - 4
39104 Magdeburg
Tel: 0391 567-6235
Fax: 0391 567-6187
Mail:  presse(at)mj.sachsen-anhalt.de
Web: www.mj.sachsen-anhalt.de

Pressemitteilung als PDF