Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Justiz und Gleichstellung
Anti-Gewalt-Trainer für den
Justizvollzug
16.08.2006, Magdeburg – 64
- Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz
Ministerium der Justiz - Pressemitteilung Nr.: 064/06
Ministerium der Justiz -
Pressemitteilung Nr.: 064/06
Magdeburg, den 16. August 2006
Anti-Gewalt-Trainer für den
Justizvollzug
Magdeburg (MJ). Sachsen-Anhalt schult künftige Anti-Gewalt-Trainer. Mitarbeiter
der Justizvollzugsanstalten, darunter Bedienstete des Allgemeinen
Vollzugsdienstes, Psychologen und Sozialarbeiter, werden ausgebildet. Ziel ist,
das bereits vom Sozialen Dienst der Justiz im Rahmen der Bewährungshilfe und im
Strafvollzug punktuell angebotene Anti-Gewalt-Training (AGT) zu einem
flächendeckend etablierten Behandlungsangebot im Justizvollzug auszubauen. ¿Es
ist Aufgabe der Justiz, durch sozialtherapeutische Maßnahmen eine
Verhaltensänderung von Gewalttätern zu fördern. Die Ausbildung von Trainern,
die diese Aufgabe qualifiziert angehen können, liegt mir daher am Herzen¿, so
Justizministerin Professor Angela Kolb.
Am jetzt laufenden Fortbildungs-Kurs nehmen 14 Mitarbeiter
teil. Sie sollen am Ende ihrer Ausbildung für die eigene Justizvollzugsanstalt
spezielle Trainings-Konzepte erarbeiten, die dann ab Frühjahr 2007 umgesetzt
werden. Dabei ist vorgesehen, den neuen AGT-Trainern erfahrene Trainer aus dem
Kreis des Sozialen Dienstes der Justiz als Coaches bei der Reflektion ihrer
Erfahrungen in der Vollzugspraxis zur Seite zu stellen.
Anti-Gewalt-Training wird in Sachsen-Anhalt seit Jahren
durchgeführt. 1998 fand in Magdeburg der erste Kurs mit Straffälligen statt,
die mehrfach durch Gewalttätigkeiten aufgefallen waren. Die Teilnehmer waren zu
Freiheitsstrafen verurteilt, deren Vollstreckung unter Auflagen zur Bewährung
ausgesetzt war, und nahmen deshalb an diesem speziellen Betreuungsangebot des Sozialen
Dienstes der Justiz teil. Später gab es auch Kurse für Inhaftierte in den
Justizvollzuganstalten Magdeburg und Dessau sowie in der Sozialtherapeutischen
Anstalt Halle II. Das Kurskonzept hatten die Sozialarbeiter Anke und Tim Marx
entwickelt, die jetzt auch die Fortbildung leiten.
Die Straffälligen treffen sich über fünf bis sechs Monate
einmal wöchentlich vier Stunden lang. Die Teilnahme am AGT erfolgt auf
Empfehlung der Gerichte, der Justizvollzugsanstalt, der Jugendgerichtshilfen
und der pädagogischen Mitarbeiter der Sozialen Dienste durch anschließende
Festschreibung im Vollzugsplan, im Hilfeplan oder im Bewährungsbeschluss.
Während des Trainings sollen die Teilnehmer im Umgang mit
anderen Gruppenmitgliedern insbesondere lernen, mit Aggression umzugehen. Ziel
ist, Eskalationen zu vermeiden und neue Verhaltensmuster einzuüben. Erreicht
wird das unter anderem über so genannte Anti-Blamierübungen und Provokations-Tests.
Die Trainer, unterstützt von Ärzten und Polizisten, wollen erreichen, dass sich
die Gewalttäter mit dem Leid ihrer Opfer auseinander setzen.
Das besondere bei Trainings außerhalb der
Justizvollzugsanstalt ist die Möglichkeit der Teilnahme von interessierten
Bürgern. Davon wird erfreulicherweise rege Gebrauch gemacht. Dies fördert den
Dialog und führt häufig dazu, dass die Gewalttäter sich mit den
gesellschaftlichen Folgen ihres Handelns konfrontiert sehen.
In Magdeburg haben bisher 52 Gewalttäter an den Trainings
teilgenommen. Nur acht sind rückfällig geworden.
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