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"Bibliothek verbrannter Bücher":
Juristen schenken Schulen Buchpakete
15.09.2008, Magdeburg – 46
- Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz
Ministerium der Justiz - Pressemitteilung Nr.: 046/08
Ministerium der Justiz -
Pressemitteilung Nr.: 046/08
Magdeburg, den 7. Juli 2008
"Bibliothek verbrannter Bücher":
Juristen schenken Schulen Buchpakete
Magdeburg (MJ). 75 Jahren nach den
Bücherverbrennungen in Deutschland schenken Juristinnen und Juristen aus
Sachsen-Anhalt Schulen Buchpakete. Enthalten sind Werke unter anderem von Kurt
Tucholsky, Erich Kästner und Anna Seghers, die 1933 in die Flammen geworfen wurden.
Die Juristen unterstützen damit die Aktion ¿Bibliothek verbrannter Bücher¿ des
Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien in Potsdam. Für die
¿Bibliothek verbrannter Bücher¿ wird eine Auswahl der von den
Nationalsozialisten verfemten und verbotenen Literatur neu aufgelegt und
Schulen über Sponsoren kostenlos zur Verfügung gestellt. Justizministerin Professor
Angela Kolb: ¿An diesem lebendigen Mahnmal will die Justiz mitbauen.¿
Unter Schirmherrschaft von Justizministerin
Professor Angela Kolb und Winfried Schubert, Präsident des
Landesverfassungsgerichts, wird unter Richtern und Staatsanwälten um Sponsoren
für einen Schuber mit zehn Bänden geworben, der dann durch die Buchpaten an
interessierte Schulen übergeben wird. Unterstützt werden die Juristen von der Landeszentrale
für politische Bildung Sachsen-Anhalt, die sich an der Finanzierung der Buchpakete
beteiligt. Die ersten beiden Buchpakete überreichen Winfried Schubert und
Ministerin Kolb im Rahmen des von der Landeszentrale für politische Bildung
organisierten Landestages ¿Schule ohne Rassismus ¿ Schule mit Courage¿ an die
Berufsbildenden Schulen J.P.C. Heinrich Mette Quedlinburg und das
Geschwister-Scholl-Gymnasium in Magdeburg. "Die Kinder und Jugendlichen sollen
mit dem "Erst-Paket" einen Anstoß bekommen, sich mit der
"verfemten" Literatur auseinanderzusetzen und die Bibliothek durch
eigene Findigkeit zu ergänzen (Aufspüren der noch fehlenden Bücher, Gestaltung
dieser Sonderbibliothek, usw.). So wird das Ganze zu einer "Aktion",
die Kreativität freisetzt - hoffentlich. Es verbinden sich Lesen und Tun,
Rezeption und Aktion." sagte Schubert.
Die ¿Bibliothek verbrannter
Bücher¿, deren ersten zehn Bände im Frühjahr im Olms-Verlag erschienen sind,
soll in möglichst vielen Schulen bundesweit aufgestellt werden. In
Sachsen-Anhalt erhalten in diesen Tagen 80 Schulen Buchpakete. Die Juristen
wollen durch ihr persönliches Engagement den Kreis der Schulen erhöhen.
Schubert: ¿Wir hoffen auf einen Schneeballeffekt. Vielleicht schließen sich
andere Behörden unserer Initiative an.¿
Die Bücherverbrennungen im Mai 1933
seien Auftakt zur Vertreibung und Verfolgung zahlreicher Schriftsteller,
Wissenschaftler und Publizisten, sagte Kolb und erinnerte an das Zitat von
Heinrich Heine: ¿Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt,
verbrennt man auch am Ende Menschen.¿ 93 Bücherverbrennungen in 70 Städten sind
für 1933 nachweisbar. Auf dem Universitätsplatz in Halle wurden am 12. Mai 1933
Bücher, aber auch Wahlplakate von Ernst Thälmann, Marx- und Lenin-Bilder ins
Feuer geworfen - im Beisein von Universitätsrektor, Oberbürgermeister, Polizeipräsident
und NSDAP-Funktionären und mehr als 1.000 Zuschauern. Schon Anfang Mai hatte
die Polizei Bücher bei Buchhändlern und in Leihbüchereien durch Kriminalbeamte
und Vertreter der Studentenschaft beschlagnahmen lassen. Kolb: ¿Die Bibliothek
der verbrannten Bücher hält das Gedenken an die Bücherverbrennung, an
Verfolgung und Menschenverachtung wach. Wer durfte nicht gelesen werden? Und
warum? Diese ganz einfachen Fragen sind Anstoß, sich mit der
menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten auseinanderzusetzen. Das
leistet einen Beitrag im Kampf gegen ein Erstarken rechtsextremen Gedankenguts.¿
Hintergrund:
Die ¿Bibliothek verbrannter
Bücher¿ wird unter Leitung von Prof. Julius H. Schoeps vom Moses Mendelssohn
Zentrum für europäisch-jüdische Studien herausgegeben und soll auf 120 Titel
anwachsen. Sie soll in möglichst vielen Schulen bundesweit aufgestellt werden.
Eine erste Kassette mit 10 Bänden liegt vor. Die Titel wurden von einem
wissenschaftlichen Beirat ausgewählt. Als Grundlage dienten die ¿Schwarzen
Listen¿, die am 16.Mai 1933 im ¿Börsenblatt für den deutschen Buchhandel¿ veröffentlicht
wurden sowie die ¿Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums¿ vom
Oktober 1933. Die ¿Bibliothek verbrannter Bücher¿ wird von einem Forschungsvorhaben
begleitet und durch einen Dokumentationsband ¿Orte der Bücherverbrennungen
1933¿ ergänzt, der in einem ausführliche Beitrag von Dorothea Schmitt auch auf
die Bücherverbrennung am 12. Mai 1933 auf dem Universitätsplatz in Halle
eingeht.
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