Aktuelle Pressemitteilungen - Ministerium für Justiz und Gleichstellung
Sachsen-Anhalt und Niedersachsen
verstärken Zusammenarbeit gegen Rechts - Busemann und Kolb: "Härtere
Strafen und Hilfe beim Ausstieg für Neonazis"
20.08.2009, Magdeburg – 66
- Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz
Ministerium der Justiz - Pressemitteilung Nr.: 066/09
Ministerium der Justiz -
Pressemitteilung Nr.: 066/09
Magdeburg, den 19. August 2009
Sachsen-Anhalt und Niedersachsen
verstärken Zusammenarbeit gegen Rechts - Busemann und Kolb: "Härtere
Strafen und Hilfe beim Ausstieg für Neonazis"
Hannover/Magdeburg (MJ). Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wollen künftig im
Kampf gegen den Rechtsextremismus stärker als bisher zusammenarbeiten. ¿Ein
demokratisches Staatswesen muss extremistischen Strömungen in jeder Form mit
Entschlossenheit entgegentreten¿, sagte der Niedersächsische Justizminister
Bernd Busemann anlässlich eines gemeinsamen Pressetermins mit seiner
Amtskollegin Professor Angela Kolb am Mittwoch (19.08.2009) in Hannover. Kolb
nannte den Einsatz gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit eines der
vordringlichsten Ziele ihrer Politik.
¿Wir müssen die Auseinandersetzung annehmen mit allen, die
auch heute noch die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlosen, verklären
oder gar verherrlichen, und mit allen, die Hass gegen Fremde und Minderheiten
säen¿, waren sich Kolb und Busemann einig. Dazu brauche es besonderer
Wachsamkeit, Zivilcourage und engagiertes Einstehen für die demokratischen Grundlagen
unserer Gesellschaft.
¿Wenn menschenverachtende, rassistische oder fremdenfeindliche
Motive einer Straftat zu Grunde liegen, muss es den Gerichten möglich sein,
dies strafverschärfend zu berücksichtigen. Ich halte es für richtig, solche
Motivationen ausdrücklich als Strafverschärfungsgründe in das Strafgesetzbuch
aufzunehmen¿, sagte Busemann.
Dabei gehe es nicht um die Bestrafung einer politischen
oder weltanschaulichen Gesinnung. Vielmehr gelte es, ein eindeutiges Signal zu
setzen, dass der freiheitliche Rechtsstaat sich gegen Täter mit
menschenverachtenden Motiven mit allen Mitteln zur Wehr setze. ¿Niedersachsen
unterstützt deshalb Bestrebungen Sachsen-Anhalts und Brandenburgs, das
Strafgesetzbuch entsprechend zu ändern¿, sagte Busemann.
Der überwiegende Teil der der rechten Szene zuzuordnenden
jungen Leuten zwischen 18 und 27 Jahren begangenen Straftaten betreffe
Körperverletzungsdelikte (35 Prozent), das Verwenden von Kennzeichen oder das
Verteilen von Propagandamaterial verfassungswidriger Organisationen (§86a StGB)
sowie Volksverhetzung (§130 StGB] (zusammen 14 Prozent).
Kolb kritisierte die Blockadehaltung des Bundestags in der
ablaufenden Legislatur. Sachsen-Anhalt strebe nach der Bundestagswahl einen
neuen Vorstoß zur Strafschärfung über den Bundesrat an. Kolb: ¿Durch Änderungen
im Strafgesetzbuch kann erreicht werden, dass menschenverachtende, rassistische
oder fremdenfeindliche Beweggründe oder Ziele einer Tat bei der Festsetzung der
Strafe besonders berücksichtigt werden. Dieses Ziel verlieren wir nicht aus den
Augen.¿
¿In Niedersachsen sind wir seit Jahren erfolgreich damit,
meist jüngeren Leuten, die aus der rechten Szene aussteigen wollen, auf diesem
schwierigen Weg zu helfen¿, betonte Busemann. Drei Sozialarbeiter seien in der
¿Niedersächsischen Aussteigerhilfe Rechts¿ ausschließlich dafür eingesetzt.
Grundvoraussetzung für alle Anstrengungen und Hilfeleistungen der
Aussteigerhilfe sei, dass der Aussteigewillige tatsächlich der rechten
Ideologie abschwöre. ¿Er muss den ernsthaften Willen haben, sich damit
auseinander zu setzen und sich vollständig zu distanzieren. Die Aussteigerhilfe
leiste lediglich Hilfe zur Selbsthilfe. Eine finanzielle Unterstützung gibt es
deshalb grundsätzlich nicht¿, machte Busemann deutlich.
Justizministerin Kolb nannte das Projekt vorbildhaft.
Sachsen-Anhalt setze auf einen Mix verschiedener Angebote. In der Jugendanstalt
Raßnitz wird im Rahmen eines Projektes mit jungen Gefangenen gearbeitet, die
von fremdenfeindlichen oder rechtsextremen Einstellungen geprägt sind. Sie
werden während der Haftzeit und nach der Entlassung betreut, Ziel ist ¿ so der
Projekttitel ¿ der ¿Abschied von Hass und Gewalt¿. Daneben werden Angebote
freier Träger in Gardelegen, Schönebeck und im Mansfelder Land gefördert. Im
Rahmen dieser Präventionsmaßnahmen und Integrationshilfen soll dazu beigetragen
werden, Kinder- und Jugendkriminalität, Gewaltkriminalität zu vermeiden und
Fremdenfeindlichkeit entgegen zu wirken.
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