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Pressemitteilungen der Ministerien

Rede von Innenminister Dr. Manfred Püchel anlässlich der Gedenkveranstaltung zum Tag des Mauerbaus am 13.8.01 in Marienborn

13.08.2001, Magdeburg – 112

  • Ministerium für Inneres und Sport

 

 

 

 

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 112/01

 

 

 

 

 

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 112/01

 

Magdeburg, den 13. August 2001

Sperrfrist: 18:30 Uhr

Rede von Innenminister Dr. Manfred Püchel anlässlich der Gedenkveranstaltung zum Tag des Mauerbaus am 13.8.01 in Marienborn

Ich freue mich, Sie zur "Gedenkveranstaltung zum Tag des Mauerbaus" heute vor 40 Jahren hier in der Gedenkstätte Marienborn begrüßen zu können. Besonders begrüßen möchte ich auch 12 Jugendliche aus 5 Ländern, die zur Zeit an einem Internationalen Jugendcamp hier auf dem Gelände teilnehmen.

Anrede,

wir erinnern uns heute an den 13. August 1961, an den Tag, an dem das SED-Regime das eigene Versagen manifestierte und dokumentierte, indem es das "eigene Volk" einmauern ließ. Ministerpräsident Reinhard Höppner wird im Anschluss hierzu zu uns sprechen.

 

Ich möchte zu Beginn Ihre Aufmerksamkeit auf diesen historischen Ort lenken und daran erinnern, dass die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn heute fünf Jahre alt wird.

 

Und ich muss heute gestehen, dass ich mir im Juni 96, als ich spontan die Entscheidung traf, die Gedenkstätte am 13. August 1996 als "im Aufbau" befindlich zu eröffnen, nicht wirklich vorstellen konnte, welche Entwicklung die Gedenkstätte in den folgenden fünf Jahren wirklich nehmen würde.

 

Bereits bei der Eröffnung der Gedenkstätte durch den Ministerpräsidenten Dr. Höppner deutete sich das große nationale und internationale öffentliche Interesse an diesem Ort und an dieser Form der Vergangenheitsaufarbeitung an.

 

über 375.000 Menschen haben seither die Gedenkstätte besucht. Allein im Jahr 2000 waren es über 120.000. In den vergangenen beiden Jahren haben sich hier ehemalige DDR-Bürger, Altbundesbürger sowie Menschen aus vielen anderen Ländern in über 1000 Seminaren, Projekttagen und Begegnungsveranstaltungen am historischen Ort, dem ehemaligen Bollwerk des Grenzregimes, intensiv mit der Teilung Deutschlands auseinandergesetzt.

 

Bei der Beschäftigung mit der SED-Diktatur, in den vielen Gesprächen mit Schulklassen und Jugendgruppen, mit Polizisten, Soldaten und Beamten, mit kirchlichen und weltlichen Verantwortungsträgern, mit ehemaligen Transitreisenden, geschichtsinteressierten Touristen, mit Verfolgten des SED-Regimes sowie mit ehemaligen SED-Funktionären galten und gelten die Aufmerksamkeit, das Verständnis und die Unterstützung der Gedenkstättenarbeit neben dem Erkennen und Benennen von historischen Fakten immer den Verfolgten des Regimes.

 

Bei der Konzeption der Gedenkstätte setzten wir ganz bewusst auf den Einsatz von modernen Ausstellungs- und Vermittlungsmethoden am historischen Ort mit seinen authentischen Anlagen, welche die Grundlage der Gedenkstätte bilden.

 

Die ehemaligen Funktionseinheiten der ehemaligen Grenzübergangsstelle werden exemplarisch und denkmalgerecht wiederhergerichtet und den Besucherinnen und Besuchern jeweils am konkreten Ort präsentiert und erläutert. Im Dokumentations- und Informationszentrum wird die Geschichte der GüSt vor dem Hintergrund der deutschen und internationalen Nachkriegsgeschichte dargestellt.

 

Die in den einzelnen Berichten der Gedenkstätte angebotenen Informationen bilden mit dem Besucherleitsystem, mit Führungen sowie gezieltem Medieneinsatz eine Einheit. Unser Ziel ist es, die Gesamtabläufe auf der ehemaligen GüSt in den jeweiligen Funktionseinheiten als Bestandteil des Grenzregimes und des Unterdrückungssystems überhaupt sowie im historischen Kontext darzustellen.

 

In den ersten vier Jahren musste die Bildungsarbeit der Gedenkstätte mit einer provisorischen Dauerausstellung auskommen. Doch mit der Eröffnung eines modernen Dokumentations- und Informationszentrums und der neuen Dauerausstellung "Die Grenzübergangsstelle Marienborn - Bollwerk, Nadelöhr, Seismograph" im vergangenen Jahr erreichten wir einen regelrechten "Quantensprung" im Bildungsangebot.

 

Neben einem Dauer- und Sonderausstellungsbereich, einem Seminarbereich, den Sammlungsbeständen, Räumen für das Zeitzeugenprojekt der Gedenkstätte und für die Bibliothek wurde ein Video-Vorführraum eingerichtet, in dem seit der Eröffnung abwechselnd die Filme "Die Grenzübergangsstelle Marienborn ¿ Nadelöhr zwischen den Welten" und "Auf der Wacht für die DDR ¿ Die Geschichte der Teilung Deutschlands" gezeigt werden.

 

Im Hintergrund arbeiten die Mitarbeiter der Gedenkstätte an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Thematik - u.a. über Archiv- und Literaturrecherchen, ein Zeitzeugenprojekt oder über Projekte zur wissenschaftlichen Inventarisierung der Sammlungsbestände und an weiteren pädagogischen Konzepten.

 

Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit" bezeichnet in ihrem Abschlussbericht "Gedenkstätten an den authentischen Orten, die an die nationalsozialistische oder kommunistische Diktatur und ihre Opfer erinnern (...), als besondere Stützpunkte der demokratischen Erinnerungskultur".

 

Mit der Formulierung einer "Dreiheit von Gedenken, Forschen und Lernen" und ihrer Forderung, dass Gedenkstätten "Forschungen zur Geschichte der jeweiligen Orte fördern und selbst durchführen" bestätigte die Enquetekommission unser Konzept der Marienborner Gedenkstätte.

Neben der Dauerausstellung konnten bisher hier insgesamt 15 Wechselausstellungen zu unterschiedlichsten Themen der Geschichte der Teilung bzw. der Wiedervereinigung Deutschlands präsentiert werden, sowohl Fremd- als auch Eigenproduktionen.

 

In diesem Zusammenhang will ich auch die Zusammenarbeit mit weit über 150 Kooperationspartnern erwähnen. Ohne sie wären die vielfältigen Arbeiten der Gedenkstätte nicht zu leisten gewesen.

Auch die heutige Veranstaltung ist ¿ mit großzügiger Unterstützung der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt - eine Kooperation der Gedenkstätte mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, dem Vierung Kunstverein Magdeburg, der AG Jazz Magdeburg e.V. und dem Landesgrenzen überschreitenden Verein "Grenzenlos ¿ Wege zum Nachbarn e.V.".

 

Dieser Verein verbindet die Gedenkstätte in einem gemeinsamen Konzept mit dem Grenzdenkmal Hötensleben und mit dem Zonengrenzmuseum Helmstedt. Die Vereinsvorsitzende, Frau Heister-Neumann, wird am Ende der heutigen Veranstaltung ebenfalls zu uns sprechen.

Ganz besonders freue ich mich auch, dass uns Ludwig Schumann, Magdeburger Autor und Vorsitzender des Vierung Kunstvereins Magdeburg, im Anschluss an die Ansprache des Ministerpräsidenten gemeinsam mit seinen musikalischen Freunden die heute zu eröffnende Ausstellung "Grenze" näher bringen wird.

 

Intensiv begleitet in den vergangenen Jahren hat uns die Frage einer Beteiligung der Bundesregierung am Aufbau der Gedenkstätte oder an deren Trägerschaft. Und auch hier gibt es erfreulicherweise eine positive Wendung zu vermelden. Sowohl aus dem Aufbauprogramm des Bundes "Kultur in den neuen Ländern" wie über die neue Gedenkstättenkonzeption der Bundesregierung sind Projekte in Millionenhöhe in die Gedenkstätte geflossen bzw. fließen noch.

 

Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn ist in den fünf Jahren ihres Bestehens zu einem Ort der Begegnung und des Erinnerns, zu einem Ort des Gedenkens und des Trauerns sowie zu einem generationsübergreifenden offenen Lernort der historisch-politischen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland geworden. Sie ist heute eine lebendige Bildungseinrichtung, die insbesondere ein ausgeprägtes Profil in der Jugendbildungsarbeit entwickelt hat, verbunden auch mit neuen Wegen der Gedenkstättenpädagogik.

Mein ganz besonderer Dank gilt zum Abschluss dem Team der Gedenkstätte, ohne das diese außerordentlich positive Entwicklung der vergangenen fünf Jahre nicht möglich gewesen wäre. Und nun bitte ich unseren Ministerpräsidenten um seine Rede zum 40. Jahrestag des Mauerbaus.

 

 

 

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