Pressemitteilungen der Ministerien
Gemeinsame Kabinettssitzung von
Sachsen-Anhalt und Brandenburg/ Länder wollen Zusammenarbeit verstärken
26.11.2002, Magdeburg – 737
- Staatskanzlei und Ministerium für Kultur
Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 737/02
Staatskanzlei - Pressemitteilung
Nr.: 737/02
Magdeburg, den 26. November 2002
Gemeinsame Kabinettssitzung von
Sachsen-Anhalt und Brandenburg/ Länder wollen Zusammenarbeit verstärken
Die
Landesregierungen von Sachsen-Anhalt und Brandenburg sind heute in Havelberg
(Landkreis Stendal) zu einer gemeinsamen Kabinettssitzung zusammengekommen. Die
Ministerpräsidenten Prof. Dr. Wolfgang Böhmer und Matthias Platzeck
informierten darüber, dass sie die Zusammenarbeit ihrer Länder im Bereich des
Hochwasserschutzes, der inneren Sicherheit sowie bei der Entwicklung der
Verkehrsinfrastruktur verstärken wollen.
Die
beiden Landesregierungen trafen folgende Vereinbarungen:
1. Zusammenarbeit im Hochwasserschutz
Als
Konsequenz aus den Erfahrungen beim Elbe-Hochwasser wollen Brandenburg und
Sachsen-Anhalt künftig gemeinsame Katastrophenschutzübungen durchführen.
Gedacht ist sowohl an Übungen auf Länderebene als auch auf der Ebene
benachbarter Katastrophenschutzbehörden. Ferner ist eine engere Zusammenarbeit
der Bildungseinrichtungen beider Länder für den Brand- und Katastrophenschutz
im Bereich der Aus- und Fortbildung vorgesehen. Weitere Maßnahmen zur
Verbesserung der Kooperation sollen nach der endgültigen Auswertung der
Erfahrungen des Hochwassereinsatzes erörtert werden.
Während
des Elbe-Hochwassers war Brandenburg durch Verbindungsbeamte im zuständigen
Arbeitsstab in Sachsen-Anhalt vertreten. Dadurch war auch eine kurzfristige
Erörterung von Entscheidungen möglich, die beide Länder betrafen. Dazu gehörte
unter anderem die Öffnung der Wehranlage Quitzöbel, um den Hochwasserscheitel
der Elbe zu kappen. Dies hatte mit dazu beigetragen, dass die Prignitz in
Nordwestbrandenburg von einer Überflutung verschont blieb. Die Kabinette waren
sich darüber einig, die Möglichkeit der gesteuerten Flutung der Havelniederung
zu erhalten und für die Zukunft zu optimieren.
Die
Kabinette beschlossen:
In einem
zweistufigen Gutachten soll zunächst eine hydraulisch/ hydrologische Auswertung
der diesjährigen Flutung veranlasst werden, um anschließend
Optimierungsvorschläge zur Verbesserung und Erweiterung unter hydraulisch/hydrologischen,
wasserbaulichen und ökologischen Gesichtspunkten ausweisen zu können. Die
Finanzierung wird von den Ländern Sachsen-Anhalt und Brandenburg zu gleichen
Anteilen getragen.
Zur
Entscheidung über die Flutung und die Verteilung der Kosten ist ein
Staatsvertrag zu erarbeiten, wobei die beiden Unterlieger Niedersachsen und
Mecklenburg-Vorpommern einzubeziehen sind.
2. Ausbau der polizeilichen Zusammenarbeit
Brandenburg
und Sachsen-Anhalt wollen ihre Zusammenarbeit im Bereich der Polizei weiter
ausbauen. Auf der gemeinsamen Kabinettssitzung beschlossen die Landesregierungen
die Aufnahme von Verhandlungen über eine entsprechende Sicherheitskooperation.
Dabei sollen die Innenministerien beider Länder auch die Möglichkeit eines
Beitritts des Landes Brandenburg zu der bereits bestehenden
Kooperationsvereinbarung zwischen den Freistaaten Sachsen und Thüringen mit dem
Land Sachsen-Anhalt prüfen. Ziel ist
es, die Sicherheitslage in den Regionen entlang der Landesgrenze weiter zu
verbessern und das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken.
Vorgesehen
ist unter anderem ein noch engeres Zusammenwirken beider Länder bei der
Bekämpfung der schweren und organisierten Kriminalität sowie der politisch
motivierten Gewaltkriminalität, des Extremismus und Terrorismus. Die
vorgesehene engere Kooperation betrifft auch die Bereiche Fahndungstätigkeit
und Verkehrssicherheit. Weiter soll ein regelmäßiger und umfassender länderübergreifender
Informationsaustausch sichergestellt werden. Auch bei der Aus- und Fortbildung
der Polizisten sowie bei den Spezialeinheiten wird eine Intensivierung der
Zusammenarbeit angestrebt. Ferner soll die Möglichkeit von Kooperationen bei
der Beschaffung von Führungs- und Einsatzmitteln geprüft werden.
3. Kooperation bei der Realisierung übergreifender
Tourismusprojekte
Der sich
entwickelnde Wassertourismus auf Elbe und Havel war ein weiteres Thema der
gemeinsamen Kabinettssitzung. Sachsen-Anhalt und Brandenburg sind neben Sachsen
und der Tschechischen Republik Teilnehmer am Projekt einer transnationalen
touristischen Entwicklung der Elbe. Im Gemeinschaftsprojekt ¿Blaues Band Elbe
Labe ¿ Modrý pás Labe/Elbe¿ wurde bereits ein digitaler Planungsatlas erstellt,
der die Bestands- und Planungssituation für einen Raum zwischen Prag, Dresden,
Magdeburg, bis nach Wittenberge wiedergibt. Auch vor dem Hintergrund des
diesjährigen Hochwassers wird der raumordnerische Aspekt des Atlasses für
künftige touristische Einrichtungen besonders gewürdigt. Der Atlas ist die
Grundlage für weitere Arbeiten zum Ausbau der Infrastruktur. Dazu zählt
beispielsweise der Aufbau eines einheitlichen touristischen Informations- und
Leitsystems. Die Projektkosten für den ersten Teil beliefen sich auf rund
414.000 Euro, ein Großteil waren EFRE-Mittel.
4. Landwirtschaftspolitik der EU
Die
Landesregierungen von Sachsen-Anhalt und Brandenburg waren sich einig, dass es
auf der Basis der Agenda 2000 verlässliche Rahmenbedingungen für die Landwirte
bis 2006 geben muss. Eine danach im Zuge der EU-Osterweiterung notwendige
Weiterentwicklung der EU-Agrarpolitik müsse frühzeitig entwickelt und
diskutiert werden. Als problematisch wurden Vorschläge der EU-Kommission zu
bereits vorher zu realisierenden Änderungen angesehen. So sprachen die
Kabinette sich gegen die Einführung einzelbetrieblicher Obergrenzen für
Direktzahlungen aus. Sie seien gegen die Agrarstrukturen der neuen Bundesländer
gerichtet und auch deshalb inakzeptabel, da Marktorientierung, umweltgerechte
Produktion und artgerechte Tierhaltung keine Frage von Betriebsgröße und
Rechtsform seien. Hinsichtlich der Rückführung der Interventionen (d. h. der
Marktstützungskäufe) war man sich einig, dass die dauerhafte Erzeugung von
Interventionsware ohne entsprechende Nachfrage am Markt nicht zu akzeptieren
ist. Existenzbedrohende Preisschwankungen müssten jedoch abgefedert werden.
Beim Abbau der Roggenintervention müsse es Ausgleichsmaßnahmen für typische
Roggenstandorte geben. Die Regelegungen zur Flächenstillegung hätten sich grundsätzlich
bewährt. Die Kabinette waren sich einig, dass bessere Möglichkeiten geschaffen
werden müssen, sie für umweltverbessernde Maßnahmen zu nutzen.
5. Situation der Wohnungsbauunternehmen
Die
Situation der Wohnungswirtschaft wird von beiden Ländern als angespannt bewertet.
In Brandenburg stieg die Leerstandsquote bei kommunalen und
genossenschaftlichen Wohnungsgesellschaften von 12,6 Prozent Ende 2000 auf 13,9
Prozent Ende 2001. In Sachsen-Anhalt war im selben Zeitraum ein Anstieg von
17,9 auf 19,9 Prozent zu verzeichnen. In beiden Ländern konzentriert sich der
Leerstand vor allem auf die so genannten Plattenbauten. Um weitere Insolvenzen
zu verhindern und die Unternehmen bei der Umsetzung von Sanierungskonzepten zu unterstützen,
bestehe Handlungsbedarf seitens des Bundes und der Länder. So ist man gemeinsam
der Auffassung, dass bei Fusionen von Wohnungsbauunternehmen in Ostdeutschland
im Zusammenhang mit dem Stadtumbau die Grunderwerbssteuer für einen Zeitraum
von bis zu zehn Jahren (bis zum Ende der Altschuldenhilfeverordnung/ 31. 12.
2010) zu erlassen ist. Darüber hinaus wird vom Bund erwartet, der Forderung der
ostdeutschen Ministerpräsidenten vom Oktober 2001 zu entsprechen und eine
Altschuldenentlastung bei allen dauerhaft leerstehenden und abzureißenden
Wohnungen vorzunehmen.
6. Gemeinsame Projekte zur Entwicklung der
Verkehrsinfrastruktur
Bei der
Entwicklung wichtiger Verkehrsprojekte wollen Sachsen-Anhalt und Brandenburg
künftig noch enger zusammen arbeiten. In Abstimmung mit dem Bundesministerium
soll eine großräumige Verkehrsuntersuchung für den Raum zwischen der A9/A14 im
Westen und der A13 im Osten vorbereitet werden. Dies sei nicht zuletzt wegen
der bevorstehenden EU-Osterweiterung notwendig, um zwischen den Großräumen
Leipzig/Halle und Cottbus eine leistungsfähige Fernverbindung zu schaffen. Die
Anbindung der beiden Regionen an das transeuropäische Straßennetz sei ein
wichtiger Standortvorteil.
In die
Verkehrsuntersuchung soll auch die Verlängerung der B6n über die Autobahn A9
hinaus einbezogen werden. Das Bundesverkehrsministerium habe einem
entsprechenden Wunsch bereits zugestimmt. Neben der länderübergreifenden
Vernetzung der Verkehrswege könnte damit zugleich eine interessante
West-Ost-Achse bis nach Polen entstehen, die nicht nur der Harzregion völlig
neue Perspektiven eröffnet. Das länderübergreifende Vorhaben wird von einem
Arbeitskreis begleitet. Eine erste Beratung fand am vorigen Freitag (22.11.)
statt.
Eine
herausragende Bedeutung messen Sachsen-Anhalt und Brandenburg auch der
¿Verkehrsraumerschließung Nordost¿ bei, zu der u. a. die Nordverlängerungen der
A14 (Richtung Wittenberge ¿ Schwerin) und der A39 (Wolfsburg ¿ Lüneburg)
gehören. Beide Autobahnen sollen im Raum Salzwedel durch eine leistungsfähige
Bundesstraße miteinander verbunden werden. Die beiden Nachbarländer wollen sich
in den weiteren Verhandlungen mit dem Bund dafür einsetzen, dass diese so
genannte Querspange über eine neue Elbebrücke bei Havelberg bis zur A24 bei
Neuruppin fortgeführt wird. Eine solche Verbindung zwischen Sachsen-Anhalt und
Brandenburg soll bei der Fortschreibung des Bundesfernstraßen-Bedarfsplanes
unbedingt berücksichtigt werden.
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