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Pressemitteilungen der Ministerien

Heyer stellt neue Zahlen vor:
Wohnungsleerstand größer als bislang bekannt
Plattenbauten sind nicht am stärksten betroffen

06.06.2000, Magdeburg – 108

  • Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr

 

 

 

Ministerium für Wohnungswesen, Städtebau und Verkehr - Pressemitteilung Nr.: 108/00

 

Magdeburg, den 6. Juni 2000

 

 

Heyer stellt neue Zahlen vor:

Wohnungsleerstand größer als bislang bekannt

Plattenbauten sind nicht am stärksten betroffen

 

Der Wohnungsleerstand in Sachsen-Anhalt ist größer als bislang bekannt. Das teilte Bauminister Jürgen Heyer (SPD) heute in Magdeburg mit. Die Zahlen, die Heyer dazu vorlegte, entstammen dem Mikrozensus von 1998. Danach stehen in Sachsen-Anhalt 184.000 Wohnungen in Wohngebäuden leer. Die bisherigen Schätzungen der Wohnungswirtschaft gingen von etwa 130.000 leerstehenden Wohnungen aus.

 

"Wohnungsleerstand betrifft dort, wo er konzentriert auftritt, nicht nur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Wohnungsunternehmen", erklärte Heyer dazu. "Leerstand wird in bestimmten Stadtteilen immer mehr zu einem gesellschaftlichen Problem: Die Verwahrlosung leer stehender Bauten schädigt das Image ganzer Stadtteile und treibt noch mehr Menschen in die Vorstädte. Die bereits in den letzten Jahren eingesetzten Investitionsmittel und öffentlichen Förderungen werden damit gefährdet. Die sozialen Kosten einer solchen Entwicklung sind immens."

 

Die Zahl von 184.000 leeren Wohnungen entspricht einer Leerstandsquote von 14,2 Prozent. Zum Vergleich: In Ostdeutschland insgesamt liegt die Quote bei 13,0 Prozent, in Westdeutschland bei 5,9 Prozent. Der Leerstand konzentriert sich entgegen landläufigen Annahmen nicht in den Plattenbaubeständen. Von den 184.000 leer stehenden Wohnungen im Land befinden sich etwa 40.000 in Plattenbauten. Dies entspricht einem Anteil am Gesamtbestand aller Plattenbauwohnungen (373.000) von 10,6 Prozent. Gemessen an den jeweiligen Beständen beträgt die Leerstandsquote bei klein- und vorstädtischen Geschosswohnungen 33,7 Prozent, innerstädtischen Geschosswohnungen 29,8 Prozent, neugebauten Geschosswohnungen 15 Prozent, Ein- und Zweifamilienhäusern 6,9 Prozent.

 

Der Leerstand in der "Platte" liegt also unter dem Landesdurchschnitt. Der Anteil leer stehender Plattenbauten am Gesamtleerstand Sachsen-Anhalt beträgt ca. 22 Prozent, ist mithin statistisch nicht prägend. Allerdings ist der Anteil von 10,6 Prozent gemessen an dem Durchschnittswert von 8,4 für Ostdeutschland überdurchschnittlich. Für ganz Ostdeutschland ist festzustellen, dass die Leerstände in den gründerzeitlichen Geschosswohnungen (Baujahr bis 1900) am stärksten zugenommen haben.

In diesen Beständen sind die Wohnungen oft mehr als 100 Quadratmeter groß.

 

Heyer: "Das zeigt uns deutlich, dass es nicht damit getan ist, ein paar ,Platten` abzureißen, um das Leerstandsproblem in den Griff zu bekommen. Gerade für Altbaubestände in den Innenstadtlagen müssen neue Nutzungskonzepte gefunden werden. Gefragt sind Gesamtentwicklungskonzepte für die Städte und ihre Stadtteile. Nur die Kommunen können die jetzt erforderlichen Umbauprozesse steuern."

 

Nach Schätzungen des Ministeriums für Wohnungswesen, Städtebau und Verkehr beträgt der wohnungswirtschaftliche Investitionsbedarf in Sachsen-Anhalt in den nächsten Jahren fast 16 Milliarden DM. Davon können 40.000 unsanierte Wohnungen - insbesondere in den Innenstädten - modernisiert, 200.000 teilsanierte Wohnungen auf einen modernen Standard gebracht und 100.000 nicht mehr benötigte Wohnungen abgerissen werden. "Wir sind gut beraten, die Wohnungsunternehmen, die sich dem sich wandelnden Wohnungsmarkt insgesamt mit viel Kreativität und neuen Angeboten anpassen, weiter zu unterstützen", erklärte Heyer dazu. "Ein Rückzug des Staates aus der Wohnungsbauförderung würde Folgeschäden verursachen, die weit höher liegen als die bisherigen Fördersummen."

 

Die Wohnungsunternehmen sind von Leerstand in sehr unterschiedlichem Maße betroffen. Die Landesregierung unterstützt in Stadtteilen mit strukturellem Leerstand kommunale, städtebauliche Konzepte für die Entwicklung dieser Gebiete mit erhöhter Förderung. Bestandteil dieser Konzepte ist auch der gezielte Abriss oder Rückbau von Wohnraum, der aber nicht unmittelbar gefördert wird.

 

Der Mikrozensus weist keine Angaben für einzelne Städte auf. Nach den Auskünften der Kommunen sind von strukturellem Leerstand in Sachsen-Anhalt besonders stark Stendal, Wolfen und Sangerhausen betroffen. Die Wohnungsleerstandsquote in Stendal beträgt insgesamt 16,7 Prozent, in den Plattenbaugebieten der Stadt ca. 23,2 Prozent. In Wolfen-Nord beträgt die Leerstandsquote über 19,2 Prozent, in Sangerhausen-Othaler Weg mehr als 26,1 Prozent. Struktureller Leerstand ist eine Folge der Abwicklung von großen Industriekombinaten, Bergbaumonostrukturen und Großprojekte wie dem nie ans Netz gegangene Atomkraftwerk bei Stendal. Daraus resultieren neben den ökonomischen Anpassungsschwierigkeiten und hohen Arbeitslosenzahlen in den betroffenen Regionen auch Leerstände im Wohnungsbestand, die selbst bei günstigster Entwicklung nicht wieder belegt werden können. Heyer: "Der Leerstand in diesen Orten ist also eine industrielle Altlast, deren finanzielle Folgen nur mit gesamtstaatlicher Hilfe bewältigt werden können."

 

Die Bauministerkonferenz der Länder hat am 26. Mai 2000 auf Antrag von Jürgen Heyer beschlossen, eine Sonderkonferenz zur Lage des Wohnungsmarktes in Ostdeutschland abzuhalten. Dabei wird es insbesondere um das Problem des Wohnungsleerstandes gehen. Zu dieser Sonderkonferenz wird auch der Vorsitzende der von Bundesbauminister Reinhard Klimmt (SPD) eingesetzten Expertenkommission, der frühere Leiziger Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube (SPD), eingeladen. Die Sonderkonferenz wird in Sachsen-Anhalt stattfinden, eventuell noch im Juli.

 

Hinweis für die Redaktionen:

 

Am kommenden Freitag, dem 9. Juni 2000, wird Minister Heyer in der Debatte des Deutschen Bundestages zur Novellierung des Altschuldenhilfegesetzes über die Lage der ostdeutschen Wohnungswirtschaft und insbesondere über die Leerstandsproblematik sprechen. Die Debatte wird in Berlin voraussichtlich gegen 11.00 Uhr beginnen.

 

Martin Krems

 

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Ministerium für Wohnungswesen, Städtebau und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt

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Mail: presse@mwv.lsa-net.de

 

 

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