Pressemitteilungen der Ministerien
Umweltministerin Wernicke legt
Hochwasserschutzkonzept vor: ?Ziel ist bis 2010 Hochwasserschutz auf höchstem
Niveau?
25.03.2003, Magdeburg – 144
- Staatskanzlei und Ministerium für Kultur
Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 144/03
Staatskanzlei - Pressemitteilung
Nr.: 144/03
Magdeburg, den 25. März 2003
Umweltministerin Wernicke legt
Hochwasserschutzkonzept vor: ¿Ziel ist bis 2010 Hochwasserschutz auf höchstem
Niveau¿
Die
Landesregierung hat in ihrer heutigen Kabinettssitzung die Hochwasserschutzkonzeption
Sachsen-Anhalt beschlossen. Darin enthalten sind notwendige Maßnahmen zur
Steigerung des jetzigen Hochwasserschutzesniveaus einschließlich der sich
daraus ergebenden finanziellen Anforderungen bis 2010. Umweltministerin Petra
Wernicke: ¿Bis 2010 könnten wir Hochwasserschutz auf höchstem Niveau haben,
wenn der Bund Verantwortung übernimmt
und entsprechend mithilft.¿
Da
Hochwasser neben natürlichen Ursachen auch durch den Menschen beeinflusst wird,
umfasst das umfangreiche Aufgabenpaket drei Säulen:
Raum für
die Flüsse durch Überschwemmungsgebiete und
Deichrückverlegungen,
Bau und
Sanierung von Schutzeinrichtungen (Deiche, Rückhalte-
becken und Flutpolder),
aktive
Hochwasservorsorge durch Meldedienst, Baueinschränkungen
und Wasserwehren.
In
Sachsen-Anhalt liegen 1.343 Kilometer Elbdeiche ¿ das ist die Hälfte aller
Deiche. Nur ünf Prozent entsprechen der DIN-Norm.
Kernstück
des dauerhaften Hochwasserschutzes ist die Herstellung DIN-gerechter Deiche.
Weitere Bestandteile sind die Ausweisung natürlicher Überschwemmungsgebiete,
die Errichtung von Flutpoldern, Hochwasserrückhaltebecken sowie die Rückverlegung
von Deichen. Außerdem soll künftig jede durch Deiche geschützte Kommune eine
Wasserwehr einrichten, die vom Land aus- und fortgebildet wird.
Wernicke:
¿Wenn wir es mit dem Hochwasserschutz ernst nehmen, müssen wir in den nächsten
Jahren einen gigantischen finanziellen Kraftakt leisten. Dazu gehört auch, dass
der Bund im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz einen erheblichen
Beitrag erbringt.¿ Insgesamt werden bis 2010 ca. 310 Mio ¿ benötigt. Ein Teil
kommt von Bund und EU. Bislang weigert sich der Bund, einen höheren
Finanzierungsanteil - wie von Ministerin Wernicke gefordert - für den
Binnenhochwasserschutz zu zahlen. Derzeit zahlt der Bund bei Deichbauten an der
Küste 70 Prozent der Kosten, im Binnenland nur 60 Prozent.
Der
Finanzbedarf hat sich gegenüber früheren Planungen deutlich erhöht. Ursachen
sind u.a. die Schäden durch die Augustflut des vergangenen Jahres und die
zeitliche Verkürzung der Deichsanierung um 10 Jahre.
Die
Hochwasserschutzkonzeption dient als Maßnahmeplan für die Aktivitäten des
Landes und als Grundlage für Hochwasserschutzpläne der Landkreise. Die Umsetzung
erfolgt in enger Abstimmung mit den jeweiligen Landkreisen und kreisfreien
Städten. Die örtlichen Gemeinden werden über die Landkreise einbezogen. Die
Beteiligung der Verbände erfolgt bei Unterhaltungsmaßnahmen über die jährlich
stattfindenden Deichschauen. Bei genehmigungspflichtigen Verfahren werden die
Verbände angehört.
Das
vorliegende Konzept wird mit den Nachbarländern, insbesondere Thüringen,
Sachsen und Brandenburg, abgestimmt, da der Hochwasserschutz
flussgebietsbezogen und über Ländergrenzen hinweg erfolgen muss. Mit Sachsen
und Brandenburg sind dazu gemeinsame Arbeitsgruppen gebildet worden. Außerdem
findet eine länderübergreifende Zusammenarbeit in der Internationalen
Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE) und der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser
statt.
Die
wichtigsten Maßnahmen:
Überschwemmungsgebiete
Sachsen-Anhalt
hat ca. 100 000 ha natürliche Überschwemmungsgebiete. Um ihre Funktion zu
erhalten, müssen sie von Bebauung freigehalten werden.
Bis 2012
sollen sämtliche Überschwemmungsgebiete ausgewiesen werden. Bislang sind ca. 65
000 ha ausgewiesen. Auf Überschwemmungsgebieten können die Kommunen Bebauung
und Flächennutzung einschränken.
Noch
nicht ausgewiesene Überschwemmungsgebiete liegen vor allem im Harz an Bode,
Holtemme und Ilse sowie im nördlichen Sachsen-Anhalt an den Flüssen Ohre,
Milde, Großer Graben und Tanger.
Deichrückverlegung
Deichrückverlegungen
schaffen zwar zusätzliche Überschwemmungssräume, führen zu örtlicher Absenkung
der Hochwasser-Welle und sorgen für eine Verzögerung der Hochwasserscheitel. Da
neue Deiche gebaut und Landnutzer entschädigt werden müssen, sind die Kosten
aber sehr hoch und der Nutzen oft überschätzt.
Das bestätigt eine Studie der Uni Karlsruhe über 17
Deichrückverlegungsprojekte an der Elbe. Dagegen ist ein Polder, der sich
punktgenau bei Erreichen des Hochwasserscheitels öffnen lässt, wesentlich
effektiver.
Bisher
wurde ein Deich bei der Elbebrücke Wittenberg rückverlegt. Im Bau ist ein
Projekt bei Oberluch Rosslau, während
im Lödderitzer Forst Untersuchungen laufen. Als Vorrangprojekte für mögliche
Rückverlegungen wurden Ohremündung, Sandau Süd und Nord festgelegt.
Hochwasserschutzstudien
Für
Elbe, Mulde, Ilse, Ohre, Holtemme, Wethau, Schwarze Elster und Uchte sollen
Hochwasserschutzstudien erarbeitet werden. Für die anderen Flussgebiete
existieren bereits Studien.
Deichsanierung-
und neubau
Entgegen
den Planungen der alten Landesregierung, bis 2020 DIN- gerechte Deiche in
Sachsen-Anhalt herzustellen, sollen die Deiche im Wesentlichen bis zum Jahr
2010 DIN-gerecht saniert werden. Dies betrifft alle 1.343 km Deiche, die sich
in Landesverantwortung befinden. Priorität hat die Herstellung DIN-gerechter
Deiche im Elbe/Mulde/Elster-Bereich der Landkreise Wittenberg, Bitterfeld,
Anhalt-Zerbst sowie Stadtgebiet Dessau. Allein dafür werden bis 2010 etwa 97 Mio ¿ benötigt.
Hochwasserrückhaltebecken
Rückhaltebecken
sind sehr effektiv, weil sie Hochwasser im Entstehungsgebiet regulieren können.
Außerdem sind sie kostengünstiger als Deichbaumaßnahmen in und um einzelne
Gemeinden und verbrauchen weniger Naturraum. Geplant sind Rückhaltebecken in
Wippra, Strassberg, Meisdorf, Kalter Graben/Dumme.
Polder
Sie
gelten als wirksamstes Mittel um den Hochwasserscheitel stark abzusenken, da
ihre Öffnung gesteuert werden kann. Die Havelpolder haben sich beim
Augusthochwasser sehr bewährt. Sachsen Anhalt hat sich deshalb bei der IKSE für
eine stärkere Berücksichtigung von Poldern eingesetzt. Das Land bereitet
derzeit mit Sachsen die Benennung geeigneter Standorte für eine Studie vor.
Dabei sollen fünf aus Sachsen-Anhalt (ein Standort im Landkreis Genthin, vier Standorte in der Region
Dessau/Wittenberg) geprüft werden. Die
Nutzung von Tagebaurestseen als Polder (Goitzsche) wird derzeit noch untersucht.
Hochwassermeldedienst
Das
vorhandene Messnetz wird durch neue Hochwasserpegel und Niederschlagsmessstationen
mit Fernabfrage und Ultraschalldurchflussmessanlagen verstärkt. Außerdem wird
die Hochwassermeldezentrale im Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW)
technisch erweitert. Durch die Zusammenführung des gewässerkundlichen
Landesdienstes und des Hochwassermeldedienstes beim LHW sowie die
Weiterentwicklung des Hochwasservorhersagesystems soll auch dieser Bereich effektiviert
werden.
Impressum:
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