Justizvollzugsanstalt wird in Burg gebaut /
Erster Public Private Partnership-Bau des Landes
22.09.2004, Magdeburg – 380
- Staatskanzlei und Ministerium für Kultur
Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 380/04
Staatskanzlei - Pressemitteilung
Nr.: 380/04
Magdeburg, den 21. September 2004
Justizvollzugsanstalt wird in Burg gebaut /
Erster Public Private Partnership-Bau des Landes
Die Landesregierung habe sich auf den
Standort Burg festgelegt und Anfang September ein rund 22 Hektar großes Gelände
im Burger Ortsteil Madel ¿ nahe der Bundesautobahn A 2 ¿ erworben, sagte
Justizminister Curt Becker am heutigen Dienstag nach der Kabinettssitzung. Der
Neubau erfolgt als sogenanntes PPP-Modell (Public Private Partnership),
beschloss die Landesregierung in ihrer Sitzung in Burg. Sachsen-Anhalt ist nach
Nordrhein-Westfalen das zweite Bundesland, das eine Justizvollzugsanstalt als
PPP-Projekt baut.
Das PPP-Modell, eine öffentlich-private
Partnerschaft, unterscheidet sich vom klassischen Eigenbau dadurch, dass Bau,
Finanzierung und teilweise auch der Betrieb der Anstalt von privater Seite
erfolgt. Dabei bleiben Leitung und alle sicherheitsrelevanten Dienste in der
Hand des Staates. Finanzminister Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué sagte, die
Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen hätten gezeigt, dass das PPP-Modell von den
möglichen Varianten die geringsten Kosten verursache.
Nach Angaben von Justizminister Becker soll die neue
Justizvollzugsanstalt 650 Plätze für männliche Gefangene haben. ¿Die
angespannte Haftplatzsituation im Land macht den Neubau erforderlich¿, sagte
der Minister auch mit Blick auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus
dem Frühjahr 2002, wonach Gefangene grundsätzlich einzeln untergebracht werden
müssen. Der Neubau einer Justizvollzugsanstalt im Großraum Magdeburg sei zudem
Bestandteil der Koalitionsvereinbarung.
Am Stichtag 31. August 2004 waren in den
Gefängnissen des Landes 2.731 Gefangene untergebracht. Im Land gibt es 2.585
Haftplätze, die sich auf sieben Justizvollzugsanstalten verteilen. Die
Justizvollzugsanstalten befinden sich in Dessau, Halle (drei Anstalten),
Magdeburg (einschl. der Abteilungen Halberstadt und Stendal), Naumburg und
Volkstedt. Die Jugendanstalt befindet sich in Schkopau/ OT Raßnitz, die
Jugendarrestanstalt (JAA) in Halle.
Das Ministerium der Finanzen hatte unter
Einbeziehung des Ministeriums der Justiz und des Ministeriums für Bau und
Verkehr den Neubau einer Justizvollzugsanstalt geprüft und dabei die Wirtschaftlichkeit
von Bau, Führung und Betrieb der Justizvollzugsanstalt in den drei Varianten
klassischer Eigenbau, Investorenmodell und PPP-Modell untersuchen lassen.
Die von einem externen Beraterkonsortium in enger
Zusammenarbeit mit Experten der drei Ministerien sowie des Staatshochbauamtes
Merseburg angefertigte Wirtschaftlichkeitsuntersuchung führte zu dem Ergebnis,
dass das PPP-Modell die niedrigsten und das Investorenmodell die höchsten
Kosten verursachen würde. Selbst der Vorteil des PPP-Modells gegenüber dem
klassischen Eigenbau beträgt noch 18 Mio. ¿ bzw. 5,5 Prozent. Hierin sind auch
die Kosten für die aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht auf Private
übertragbare Aufgaben von insgesamt 113,87 Mio. ¿ enthalten. Legt man statt der
Gesamtkosten für die drei Modelle nur die Kosten für die delegierbaren Aufgaben
in Höhe von 204,25 Mio. ¿ für den klassischen Landeseigenbau und von 186,82
Mio. ¿ für ein PPP-Modell zugrunde, beträgt der Vorteil gegenüber dem
klassischen Eigenbau 17,43 Mio. ¿, d.h. 8,54 %.
Finanzminister Paquè: ¿Wenn öffentliche Hand
und private Anbieter im Rahmen eines PPP-Projektes die Aufgaben übernehmen, die
sie beherrschen, nutzt das beiden Seiten. Die knappen Haushaltsmittel werden
schonender eingesetzt, und die Projekte können schneller realisiert werden.¿
Außerdem erhöhe sich die Transparenz, da Folgekosten von vornherein einbezogen
würden. Generell führten PPP-Projekte zu einer Verringerung der Staatsquote, da
bisher staatliche Leistungen von der Privatwirtschaft erbracht würden. Paquè
weiter: ¿Wir müssen dahin kommen, jedes Bauvorhaben auf PPP-Eignung zu
überprüfen.¿
Nach den Vorstellungen des Landes sollen nur 69 von
259 Stellen in der JVA privatisiert werden, was einer Privatisierungsquote von
rd. 27 % entspricht. Hierzu gehören Schreib- und Botendienst, EDV-Betreuung, Bauverwaltung
und Gebäudemanagement, Betriebstechnik und Hausmeister, Verpflegungsmanagement,
Psychologischer Fachdienst, Sportübungsleitung, Ärztlicher Dienst und
Sanitätsdienst, Kraftfahr-, Bibliotheks- und Sozialer Dienst, Sicherheits- und
Revisionsdienst sowie Besuchs- und Nachtdienst.
Belastungen für den Haushalt werden - abgesehen von
Planungs- und Ausschreibungskosten ¿ nach Fertigstellung der JVA
voraussichtlich ab 2008 entstehen. Entsprechende Verpflichtungsermächtigungen
sind zu gegebener Zeit in den Haushalt einzustellen.
Hintergrund zu Public Private Partnership
Sachsen-Anhalt wird
künftig verstärkt bei öffentlichen Baumaßnahmen mit der privaten Wirtschaft
zusammenarbeiten. Das Kabinett beauftragte heute das Finanzministerium, eine
Strategie für Public Private Partner-ship (PPP) zu entwickeln. Im Mittelpunkt
soll die Einrichtung eines PPP-Kompetenzzentrums stehen, das Hochbauprojekte
des Landes oder der Kommunen betreut.
Public Private
Partnership dient der Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und privater
Wirtschaft bei Planung, Finanzierung, Erstellung, Unterhaltung, Sanierung und
Betrieb bisher öffentlich erbrachter Dienstleistungen. Die meisten Beispiele
für PPP finden sich im Baubereich beziehungsweise bei der Sanierung von Gebäuden
einschließlich Finanzierung und späterem Betrieb für 25 bis 30 Jahre.
PPP ist in Sachsen-Anhalt kein unbekanntes Thema.
Die vor zwei Jahren im Ministerium der Finanzen gegründete und mittlerweile
ressortübergreifend besetzte Projektgruppe PPP trägt Erfahrungen aus dem
Bundesgebiet und den EU-Staaten zusammen. Der Bau der Justizvollzugsanstalt
Burg ist das erste PPP-Projekt des Landes.
Auf kommunaler Ebene
werden in Sachsen-Anhalt derzeit in Magdeburg, Halle und dem Landkreis
Anhalt-Zerbst die Sanierung und der Betrieb von Schulen als PPP-Projekte
geprüft. Die Bemühungen der Kommunen zur Nutzung von PPP unterstützt eine unter
Leitung des Finanzstaatssekretärs stehende ressortübergreifende
¿Arbeitsgemeinschaft PPP Kommunen¿.
PPP-Modelle werden
in den USA und Großbritannien bereits seit mehr als zehn Jahren eingesetzt. In
Deutschland begann die Diskussion, angeregt von Bund und Bauindustrie, vor drei
Jahren. Als Projekt bereits verwirklicht ist die Warnowquerung in der
Hansestadt Rostock. Die Finanzminister erklärten auf ihrer Jahreskonferenz im
Juni in Dortmund, ¿die weitere Entwicklung des Instruments Public Private
Partnership (PPP) positiv zu begleiten. Sie sehen darin eine weitere
Möglichkeit, öffentliche Projekte wirtschaftlich durchzuführen.¿
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